Mensch - Naturschutz- Motorschlitten

Zugegeben, der Winter in Schweden ist lang. Die Bewegungsfreiheit in der Natur ist stark eingeschränkt. Um sich von A nach B bewegen zu können, muss man sich körperlich anstrengen,  wenn man nicht auf die Unterstützung von Maschinen und Motoren zurückgreifen möchte. Die Fortbewegung durch tiefen Schnee ist entweder nur mit Schneeschuhen oder Skiern zu bewerkstelligen. Zu Fuß, ohne Hilfsmittel, kommt man nicht weit.

 

Doch vergessen wir nicht, alle Verbrennungsmotoren emitieren Schadstoffe. Daher momentan die Diskussion über Fahrverbote in Ballungsgebieten. Doch wie sieht es mit dem Schadstoffsausstoss von Fahrzeugen in der Natur aus? Für Fahrzeuge, die nur dazu dienen die Freizeitbedürfnisse des Menschen zu befriedigen,

Ein gutes Beispiel oder sagen wir besser ein schlechtes Beispiel hierfür ist der Motorschlitten. In der langen Wintersaison ein heißgeliebtes und häufig genutztes Gefährt in den nördlichen Landesteilen Schwedens.

Ein Motorschlitten ist zur Beförderung einer Person vorgesehen. Häufig sitzt der Fahrer nicht auf dem Sitz, er kniet mit einem Bein auf der Sitzfläche und steht mit einem Bein auf der Kufe. So kann er den Motorschlitten bei hohem Tempo besser rangieren. Mit einem zusätzlichen Sitz kann auch eine zweite Person mitbefördert werden. In jedem Winter ereignen sich etliche schwere Unfälle mit Motorschlitten. Zu hohes Tempo und Alkoholgenuss sind die häufigsten Unfallursachen.

 

Motorschlitten sind mit Zwei - oder Viertaktmotoren von 40 bis fast 300 PS ausgerüstet. Bevorzugt sind jedoch die motorschlitten mit Zweitaktmotoren, da diese mit hohen Tourenzahlen gefahren werden können. Daher sind diese schneller, lauter und haben einen unerträglichen Schadstoffausstoss. Motorschlittenfahren unterliegt  Regeln/Gesetzen, diese werden aber nicht eingehalten. Kontrolle durch die Polizei ist bei der Weitläufigkeit des Landes im hohen Norden nicht möglich, wird von der Polizei aber auch nicht angestrebt. Dazu später mehr.

Pro Betriebsstunde hat der Motorschlitten einen Durchschnittsverbrauch von 20 bis 30 Liter. Bei der aggressiven Fahrweise der meisten Motorschlittenfahrer dürfte es aber wesentlich mehr sein. Den Geräuschpegel der Maschinen  kann man nur als ohrenbetäubenden Lärm bezeichnen..

Ja, es gibt spezielle Wege für Schneemobile, sogenannte "skoterled". Ein Motorschlittenfahrer ist aber nicht verpflichtet diese markierten Wege zu benutzen. Und der Witz an der Sache, den besonderen Kick, bringt nur das Querfeldeinfahren mit hohem Tempo. Ohne Rücksichtnahme auf Tiere oder Pflanzen oder Eigentumsverhältnisse rasen die Motorschlittenfahrer durch Schwedens Wälder. Gefahren wird überall wo man mit dem Motorschlitten durchkommt, und hier gibt es keine Grenzen.

Ein besonderer Freizeitspaß ist das Ausfährten von Raubtieren. In der menschenleeren Natur Nordschwedens werden immer wieder Spuren von Motorschlitten gefunden, die Luchs, Vielfraß oder Wolfsspuren gefolgt sind. Die Wilderei hat unkontrollierbare Dimensionen angenommen. Die Tiere werden gehetzt, überfahren, erschlagen oder erschossen. Ohne den Motorschlitten wäre die Situation für die Raubtiere bei weitem nicht so schlimm.

 

-Was kümmert es den Motorschlittenfahrer, wenn er durch eine Verjüngung oder Aufforstung fährt und zahlreiche Bäume        zerstört?

-Was kümmert es den Motorschlittenfahrer, wenn er über Rauhfußhühner, die sich im Schnee zum Schlafen eingegraben haben, hinwegrast und die Hühner dabei tötet?

-Was kümmert es den Motorschlittenfahrer, wenn er Elche aufscheucht, die sich in diesem Jahr durch die enorme Schneehöhe nur unter größter Anstrengung vorwärts bewegen können. Dies bedeutet unter Umständen den Tod des Tieres.

Es kümmert den Motorschlittenfahrer überhaupt nicht. Es ist ihm schlichtweg egal. Er sitzt, warm eingepackt in einen Winteroverall auf seinem Fahrzeug.

Zu erkennen ist der Fahrer, der einen Helm trägt, nicht. Der Motorschlitten muss ein Kennzeichen haben. Die Maschine ist allerdings steuerbefreit! Bei den meisten Motorschlitten ist das Kennzeichen so geschickt angebracht, dass man es kaum sehen oder erkennen kann.

 

Motorschlitten komprimieren den Schnee zu einer fast betonähnlichen Masse. Das führt dazu, dass der Frost tief in den Boden eindringen kann. Wiesen und Weiden, die derart traktiert wurden, erkennt man im Frühjahr an ihrem grauen Bewuchs. Die Pflanzen sind abgestorben.

 

 

Was nun, wenn ein Motorschlittenfahrer in eine Aufforstung fährt und unzählige Jungpflanzen zerstört. Solche Situationen haben wir über mehrere Jahre hinweg immer wieder erfahren dürfen. Bilddokumente sind unten zu sehen.

Ertappt man den Motorschlittenfahrer auf frischer Tat und stellt ihn zur Rede, ist nicht zu erwarten, dass die Person auch nur das geringste Verständnis zeigt. Sie verhalten sich sehr aggressiv, drohen. Eine Anzeige bei der Polizei ist nicht zu empfehlen. Fotos der Motorschlitten mit Fahrer und Kennzeichen sowie die Benennung eines Zeugen reichen der Polizei nicht aus. Alle Anzeigen werden grundsätzlich niedergelegt. Die Polizei hat kein Interesse daran einer Anzeige nachzugehen. Ein Schelm der böses dabei denkt.........

Man kann es sich so vorstellen: Der Nachbar fährt mit einem Traktor durch deine Aufforstung. Du machst Fotos und bringst die Angelegenheit bei der Polizei zur Anzeige. Was geschieht? Nichts! Nach einigen Wochen bekommst Du die Information, dass die Anzeige niedergelegt wurde.

 

Tatsachen zu Naturschutz und Naturverständnis in Schweden!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0